Wo sind die Rinder geblieben?, fragten sich im Jahr 2021 viele Gäste im Britzer Garten. 

Viele Menschen hatten schon vergessen, dass das ursprüngliche Gelände der Bundesgartenschau1985 (bzw. des Britzer Gartens) erweitert worden war. Seit 2011 wurde diese zusätzliche Fläche von GrünBerlin als Weidefläche für die Salers-Rinder genutzt. 

Der Britzer Garten hatte durch diese Vergrößerung des Geländes durch Weideflächen für Rinder und Schafe einen neuen ländlichen Charakter bekommen.

Plötzlich gab es 2021 wieder einen Zaun vor den Weideflächen und dann Tafeln mit der Erklärung: Die Rinder waren in die Eifel umgesiedelt worden, weil die Weideflächen nicht mehr zur Verfügung standen.

Das 2,8 ha große Gebiet südlich des Rhododendronhains war nur eine Leihgabe des Bezirks Neukölln gewesen. Nun sollte es seiner Bestimmung im Bebauungsplan zugewiesen werden: es sollte ab 2021 zu einer Kleingartenanlage umgebaut werden.

Mit dieser Veränderung waren viele empörte Besucher des Britzer Gartens und auch der Förderkreis Freunde des Britzer Gartens nicht einverstanden. 

Doch der Bezirk Neukölln bestand auf Einhaltung des Bebauungsplans. Denn beim Ausbau der Stadtautobahn A 100 war dem Kleingartenverein eine Entschädigung für verloren gegangene Kleingärten zugesprochen worden – eben dieses Gelände am Rand des Britzer Gartens, das GrünBerlin nur zwischenzeitlich für zehn Jahre zur Nutzung übergeben worden war.

Aber geplante Kleingarten-Nutzung ist etwas Besonderes: es entsteht nicht die übliche Laubenkolonie mit einzelnen Parzellen, sondern es wird ein urbaner Waldgarten geschaffen als Modellprojekt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt.

Urbane Waldgärten sollen die Lebensqualität in Städten verbessern und dem Klimawandel Rechnung tragen.

Es entsteht ein mehrschichtiger, naturnaher Garten mit schattenspendenden Bäumen und Sträuchern, die essbare Bestandteile haben: Obst, Nüsse und Beeren. Dazu gibt es Beete mit Gemüse und Kräutern. Durch die verschiedenen Ebenen soll es mehr Schatten geben, und es muss weniger gewässert werden.

10 000 Quadratmeter des Gartens sind öffentliche Grünfläche und für alle zugänglich, 5000 Quadratmeter sind Gemeinschaftsgarten, 1000 Quadratmeter sind Umweltbildungsfläche, 60 Einzelkleingärten gibt es auch.

Das Projekt entsteht in Zusammenarbeit von Kleingartenverbänden, dem Bezirksamt Neukölln, dem Freilandlabobor Britz, der Universität Potsdam und dem Senat von Berlin.

Die Mitglieder des Fördervereins Britzer Garten hatten in diesem Jahr die Gelegenheit, an einer Führung durch das Gelände teilzunehmen. Zwei Vertreter des Projekts (Universität Potsdam und Kleingartenverein) erläuterten uns das Projekt und die Planung.

Der urbane Waldgarten soll Naturerfahrung, Naturbildung, soziales Miteinander und Förderung der Biodiversität miteinander vereinen.

Ob sich die idealistische Grundidee des offenen  Gemeinschaftsgartens und des Erntens für jedermann verwirklichen wird, stellten einige Mitglieder des Fördervereins in Frage. Wie weit die Ansprüche zu realisieren sind, muss sich in den nächsten Jahren zeigen: Das Projekt wird bis 2027 von der Universität Potsdam betreut, eine Gärtnerin berät alle, die auf dem Gelände tätig sein werden.

Natürlich stellte sich uns auch die Frage, ob für Besucher des Britzer Gartens ein Durchgang zum Waldgarten Britz geschaffen werden kann. Ob es nur einen Ausgang geben wird oder auch einen neuen Eingang zum Britzer Garten, blieb unklar. 

Am 2.6.2023 wurde nun dieser urbane Waldgarten durch Vertreter des Bezirks, von Berlin und des Bundesamts für Naturschutz offiziell eröffnet.

Nähere Informationen mit Lageplänen, Fotos und Bewerbungsunterlagen für Interessenten gibt es im Internet  beim Kleingartenverband Neukölln. 

Links für weitere Infos: https://www.urbane-waldgaerten.de/standorte/berlin-britz

Text von Margrit Thiem / Beitragsbild von der Website urbane-waldgärten.de

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